Gerichts­ter­min wegen eines angeb­li­chen Schalraubs

11 Nov 2013 | Abgeschlossene Verfahren

Max und Moritz staun­ten nicht schlecht, als sie letz­tes Jahr im August nach dem 1860-Heimspiel das McDo­nalds auf der Pra­ger Straße ver­lie­ßen. Sie und wei­tere Besu­cher des Schnell­re­stau­rants durf­ten an eine her­bei­ei­lende Poli­zei­ein­heit ihre Per­so­na­lien abge­ge­ben sowie freund­lich in die Kamera gucken. Anlass war ein kürz­lich pas­sier­ter Raub von Fanu­ten­si­lien, wobei wohl zwei Gäs­te­fans Schal und Tri­kot abge­ben muss­ten. Der Hin­weis auf das über halb­stün­dige Ver­wei­len im McDo­nalds sowie die Bestä­ti­gung der Aus­sage dank der Video­auf­nah­men des Restau­arants wur­den von den Beam­ten ignoriert.
Es kam wie es kom­men musste. Max und Moritz beka­men gericht­li­che Vor­la­dun­gen und durf­ten sich mit dem Vor­wurf der räu­be­ri­schen Erpres­sung aus­ein­an­der­set­zen. Durch eine früh­zei­tige Kon­takt­auf­nahme zur Schwarz-Gelben Hilfe konn­ten fähige Anwälte ver­mit­telt sowie ein bereits aus­ge­spro­che­nes Sta­di­on­ver­bot bis zur Urteils­ver­kün­dung aus­ge­setzt wer­den. Der Gerichts­ter­min an sich ent­wi­ckelte sich zu einem bes­se­ren Witz. Beide dama­li­gen Opfer konn­ten weder die Ange­klag­ten wie­der­erken­nen (wie auch?) noch konn­ten sie Anga­ben machen, warum in der Ver­fah­rens­akte ein Ver­merk “mit hun­dert­pro­zen­ti­ger Sicher­heit ist das der Täter” zu fin­den war. Auf wei­tere Zeu­gen konnte im Anschluss ver­zich­tet wer­den. Staats­an­walt­schaft und Ver­tei­di­ger for­der­ten einen Frei­spruch, wel­cher auch als Urteil bestä­tigt wurde. In der Urteils­ver­kün­dung sprach der Rich­ter von gro­ber Fahr­läs­sig­keit sei­tens der Beam­ten, die solch einen Satz als offi­zi­el­len Ver­merk fest­hiel­ten, ohne inten­si­ver Nachzufragen.
Max und Moritz sind froh, dass sich ihre Unschuld doch noch bestä­ti­gen ließ — Kos­ten für die Anwälte bestehen trotz­dem. Der Fall zeigt deut­lich, wie leicht Fuss­ball­fans in die Müh­len der Jus­tiz gera­ten kön­nen. Die Schwarz-Gelbe Hilfe unter­stützt natür­lich die Ange­klag­ten bei der Bewäl­ti­gung der Anwaltsrechnung.

Mehr Artikel

Straf­be­fehle gegen Sozi­al­ar­bei­ter in Fan­pro­jek­ten sind unhalt­bar – Ermitt­lun­gen gegen Fuß­ball­fans neh­men gro­teske Züge
Straf­be­fehle gegen Sozi­al­ar­bei­ter in Fan­pro­jek­ten sind unhalt­bar – Ermitt­lun­gen gegen Fuß­ball­fans neh­men gro­teske Züge

Straf­be­fehle gegen Sozi­al­ar­bei­ter in Fan­pro­jek­ten sind unhalt­bar – Ermitt­lun­gen gegen Fuß­ball­fans neh­men gro­teske Züge

Das Bündnis für Zeugnisverweigerungsrecht in der Sozialen Arbeit hat öffentlich gemacht, dass Sozialarbeiter im Fanprojekt Karlsruhe mit Strafbefehlen überhäuft wurden, weil sie sich an ihre Schweigepflicht gehalten und nicht gegen Fußballfans ausgesagt haben. Die...