Poli­zei­übung unter Real­be­din­gun­gen oder ein Test­spiel in Erfurt

20 Jan. 2014 | Repression

Da die regu­läre Spiel­zeit momen­tan für die Win­ter­pause unter­bro­chen ist, herrscht beim gemei­nen Dyna­mo­fan (und somit auch bei uns) Fuß­ball­ent­zug. Daher ent­schlos­sen wir uns kur­zer­hand das Test­spiel unse­rer glor­rei­chen SGD gegen Rot-Weiß Erfurt am 11.01. zu besuchen.
Zuge­ge­be­ner­ma­ßen lockte sicher auch einige eher die Thü­rin­ger Brat­wurst als end­lich die ers­ten 45 Minu­ten unse­res Neu­zu­gangs aus Hof­fen­heim zu bestau­nen. Als Anrei­se­va­ri­ante wurde eine Zug­ver­bin­dung der Deut­schen Bahn gewählt. Bereits am Haupt­bahn­hof in Dres­den stellte man jedoch fest, dass sich einige soge­nannte sze­ne­kun­dige Beamte am Bahn­hof befan­den und nach Dyna­mo­fans Aus­schau hielten.

Diese SKB wie­sen in bes­ter Lauf­bur­schen­ma­nier, die vor­han­dene Bun­des­po­li­zei an, stich­pro­ben­ar­tig ver­meint­li­che „ver­dachts­un­ab­hän­gige“ Kon­trol­len durch­zu­füh­ren. So ver­wun­derte es auch nicht, dass kurz vor der Abfahrt eine Ein­heit Bun­des­po­li­zei ein­stieg. Ins­ge­samt wähl­ten wohl ca. 25–30 Dyna­mo­fans diese Zugverbindung.
Nach einer Weile und zwei Umstie­gen spä­ter erreichte man Gera. Hier staun­ten wir nicht schlecht, als die vor­han­dene Poli­zei­ein­heit (noch unbe­helmt und ohne Schutz­aus­rüs­tung, warum auch) durch eine sehr bekannte Bun­des­po­li­zei­ein­heit (in vol­ler Kampf­mon­tur) aus Pirna aus­ge­tauscht wurde.
Auf der rest­li­chen Zug­stre­cke bestand die Haupt­auf­gabe die­ser Poli­zei­ein­heit sich in vol­ler Mon­tur durch die sehr engen Gänge des Zug­ab­teils zu quet­schen. Unter­des bemerkte man, dass der Zug ab Gera in Beglei­tung eines Hub­schrau­bers war. Die Zahl der Zug­fah­rer bestand dabei unver­än­dert bei ca. 25–30 Men­schen! In Erfurt wur­den diese Fans nun von einer über­for­der­ten Hun­dert­schaft erwar­tet und zum Sta­dion begleitet.
Vor­ne­weg fuhr natür­lich ein Kame­ra­fahr­zeug der Poli­zei. Andere Dyna­mo­fans berich­te­ten von zwi­schen­zeit­lich zwei Kame­ra­au­tos. Wie gesagt, wir spre­chen immer noch von 25–30 Per­so­nen. Am Sta­dion selbst fie­len uns jedoch sprich­wört­lich die Augen raus. Nicht nur, dass man es sich nicht neh­men ließ die Hun­de­staf­fel ein­zu­set­zen, nein auch zwei Was­ser­wer­fer (dar­un­ter der WaWe10000, bekannt aus der “Trans­for­mers” Tri­lo­gie) konn­ten bestaunt werden.
Die rest­li­chen 3000 Zuschauer (inklu­sive der 200 Dyna­mo­fans im Gäs­te­block) nah­men dies genauso erstaunt war, wie wir selbst. Wir fas­sen zusam­men: Hub­schrau­ber­be­glei­tung für 30 Zug­fah­rer, geschätzte vier Hun­dert­schaf­ten, Hun­de­staf­fel, zwei Was­ser­wer­fern. Man könnte jetzt noch ket­ze­risch fra­gen, warum nicht auch die Pfer­de­staf­fel im Ein­satz war. Auch nach knapp einer Woche bleibt die­ser Poli­zei­ein­satz ein Rätsel.
Was haben die sze­ne­kun­di­gen Beam­ten für ein Hor­ror­sze­na­rio ihren Vor­ge­setz­ten vor­ge­stellt, dass diese sich ver­an­lasst sahen das „große Pro­gramm mit zwei Was­ser­wer­fern extra, ohne Pfer­de­staf­fel bitte“ zu bestel­len? Wer­den nicht gebets­müh­len­ar­tig die „unzäh­li­gen“ Über­stun­den die­ser Ein­hei­ten von den zwei Gewerk­schaf­ten der Poli­zei bei jed­we­der mög­li­chen Gele­gen­heit vor­ge­tra­gen? Warum ste­hen sich dann in Erfurt die Ein­satz­kräfte die Beine in den Bauch, zumal bei die­ser Hunds­kälte nie­mand gerne frei­wil­lig gerne drau­ßen war.
Auch in Hin­blick auf die Ver­hält­nisse in Ham­burg (wel­che glück­li­cher­weise Geschichte sind) ist die­ses Droh­sze­na­rio der Staats­macht abso­lut infrage zustellen. 

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