Die Begleitung der mit dem Zug angereisten Dynamofans verlief trotz eigenständiger Fahrt mit der U‑Bahn in Richtung Hamburger Landungsbrücken und Millerntorstadion reibungslos. Zwar wurde eine größere Gruppe Dynamofans durch zum Teil vermummte Polizeibeamte vorbei an zwei bereitstehenden Wasserwerfern in Richtung Millerntorstadion begleitet, dennoch wirkte die Situation auch durch das besonnene Auftreten beider Seiten recht entspannt. Nach seiner Ankunft am Gästezugang wurde dem etwa 200-köpfigen Fanmarsch jedoch zunächst der Ausgang in Richtung Feldstraße durch eine Polizeikette verwehrt. Erst durch den Zulauf weiterer Dynamofans wurde die Sperre nach einiger Zeit gelockert und es folgte im Gästebereich eine Fanvermischung im Bereich der Tankstelle und der U‑Bahnstation.
Durch massives Fehlverhalten einiger Dynamofans und nach Auseinandersetzungen mit Anhängern des FC St.Pauli sah sich die Einsatzleitung der Hamburger Polizei etwa zur 60. Spielminute gezwungen, mehrere Einheiten in den unteren Umlaufbereich des Gästeblocks zu schicken, um die Zugänge zum Gästebereich zu versperren. Viele der dort anwesenden Dynamofans sahen dies als Provokation durch die Polizei und es folgten Auseinandersetzungen mit massivem Pfeffersprayeinsatz in diesen Bereichen.
Während der Auseinandersetzungen im Bereich der Mundlöcher erhielten wir, die Schwarz-Gelbe Hilfe, die Information, dass mindestens zwei Dynamofans festgenommen wurden. Erst nach dem Rückzug der Polizei gelang es uns, Kontakt mit dem leitenden Beamten aufzunehmen. Trotz anwaltlicher Begleitung wurden jegliche Informationen über die von polizeilichen Maßnahmen betroffenen Fußballfans verwehrt bzw. nur Mutmaßungen durch die Einsatzleitung angestellt.
Der anschließende Polizeieinsatz im Gästebereich war aus unserer Sicht völlig orientierungslos und fehlgeleitet: Einsatzzüge wurden in bereits gelöste Situationen geschickt oder platzierten sich inmitten der Fangruppen. Kurz vor Abpfiff bildeten die Einsatzkräfte ein Spalier in Richtung Ausgang. Auch offensichtlich unbeteiligte Fans konnten sich somit der angespannten Situation nicht mehr entziehen. Es folgten Diskussionen, erneut Auseinandersetzungen und der Einsatz von Pfefferspray. Nahezu parallel zu dieser Situation öffnete sich ein Fluchttor Richtung Innenraum. Auch hier wusste sich die bereits anwesende Polizei nur durch Einsatz von Pfefferspray zu helfen. In Folge dessen soll ein Fan der Sportgemeinschaft vom Zaun gefallen sein und sich dabei schwer im Gesicht verletzt haben. Während sich die Situation zu diesem Zeitpunkt immer weiter hochschaukelte, spazierte die Einsatzleitung über den Kunstrasenplatz hinter der Nordtribüne und hatte somit die Situation nicht mehr im Blick.
Auf dem Weg in Richtung Domwache konnte man erneut eine Fanvermischung beobachten, bei der es mehrfach zu direkten Auseinandersetzungen zwischen beiden Fanlagern kam. Auch hier verlor die eingesetzte Polizei zeitweise gänzlich den Überblick. Angekommen an der Domwache, direkt an der Ecke Nordtribüne/Gegengerade, wurde uns der Verbleib zweier Dynamofans bestätigt. Erst nach mehrmaligem Nachfragen und einer Wartezeit von mindestens 45 Minuten konnte unsere anwaltliche Begleitung Kontakt zu den festgenommenen Fußballfans aufnehmen. Während der Wartezeit erreichte uns die Meldung über die Festnahme einer dritten Person, welche auf ein anderes Polizeirevier verbracht wurde.
Durch ständigen Kontakt zum Fanprojekt Dresden e.V. erhielten wir die Information, wonach die Einsatzleitung der Polizei die Meldung streute, dass alle durch die Polizei festgesetzten Dynamofans rechtzeitig ihren Zug erreichen würden. Dies wurde auch in einer Lautsprecherdurchsage an die wartenden Zugfahrer der Fanszene noch einmal bestätigt. Auf Nachfrage in der Domwache wurde diese Aussage nur verwundert zur Kenntnis genommen und durch den Beamten der Kriminalpolizei verneint. Gegen 16:45 Uhr wurde dem anwaltlichen Beistand mitgeteilt, dass alle Gefangen auf das Polizeipräsidium Hamburg in Alsterdorf verbracht werden. Bei unserer Ankunft 17:45 Uhr waren diese noch nicht eingetroffen. Auf Nachfrage sollten die weiteren Maßnahmen dort noch etwa 1–2 Stunden andauern. Am Ende wurden alle drei festgenommenen Dynamofans gegen 22:30 Uhr aus dem Polizeipräsidium entlassen und konnten den Heimweg nach Dresden antreten.
Eure Schwarz-Gelbe Hilfe