Chro­no­lo­gi­sche Auf­ar­bei­tung des Aus­wärts­spiels am Millerntor

4 Dez 2018 | Allgemein, Blick über den Tellerrand

Die Beglei­tung der mit dem Zug ange­reis­ten Dyna­mo­fans ver­lief trotz eigen­stän­di­ger Fahrt mit der U‑Bahn in Rich­tung Ham­bur­ger Lan­dungs­brü­cken und Mill­ern­tor­sta­dion rei­bungs­los. Zwar wurde eine grö­ßere Gruppe Dyna­mo­fans durch zum Teil ver­mummte Poli­zei­be­amte vor­bei an zwei bereit­ste­hen­den Was­ser­wer­fern in Rich­tung Mill­ern­tor­sta­dion beglei­tet, den­noch wirkte die Situa­tion auch durch das beson­nene Auf­tre­ten bei­der Sei­ten recht ent­spannt. Nach sei­ner Ankunft am Gäs­te­zu­gang wurde dem etwa 200-köpfigen Fan­marsch jedoch zunächst der Aus­gang in Rich­tung Feld­straße durch eine Poli­zei­kette ver­wehrt. Erst durch den Zulauf wei­te­rer Dyna­mo­fans wurde die Sperre nach eini­ger Zeit gelo­ckert und es folgte im Gäs­te­be­reich eine Fan­ver­mi­schung im Bereich der Tank­stelle und der U‑Bahnstation.

Durch mas­si­ves Fehl­ver­hal­ten eini­ger Dyna­mo­fans und nach Aus­ein­an­der­set­zun­gen mit Anhän­gern des FC St.Pauli sah sich die Ein­satz­lei­tung der Ham­bur­ger Poli­zei etwa zur 60. Spiel­mi­nute gezwun­gen, meh­rere Ein­hei­ten in den unte­ren Umlauf­be­reich des Gäs­te­blocks zu schi­cken, um die Zugänge zum Gäs­te­be­reich zu ver­sper­ren. Viele der dort anwe­sen­den Dyna­mo­fans sahen dies als Pro­vo­ka­tion durch die Poli­zei und es folg­ten Aus­ein­an­der­set­zun­gen mit mas­si­vem Pfef­fer­spray­ein­satz in die­sen Bereichen.

Wäh­rend der Aus­ein­an­der­set­zun­gen im Bereich der Mund­lö­cher erhiel­ten wir, die Schwarz-Gelbe Hilfe, die Infor­ma­tion, dass min­des­tens zwei Dyna­mo­fans fest­ge­nom­men wur­den. Erst nach dem Rück­zug der Poli­zei gelang es uns, Kon­takt mit dem lei­ten­den Beam­ten auf­zu­neh­men. Trotz anwalt­li­cher Beglei­tung wur­den jeg­li­che Infor­ma­tio­nen über die von poli­zei­li­chen Maß­nah­men betrof­fe­nen Fuß­ball­fans ver­wehrt bzw. nur Mut­ma­ßun­gen durch die Ein­satz­lei­tung angestellt.

Der anschlie­ßende Poli­zei­ein­satz im Gäs­te­be­reich war aus unse­rer Sicht völ­lig ori­en­tie­rungs­los und fehl­ge­lei­tet: Ein­satz­züge wur­den in bereits gelöste Situa­tio­nen geschickt oder plat­zier­ten sich inmit­ten der Fan­grup­pen. Kurz vor Abpfiff bil­de­ten die Ein­satz­kräfte ein Spa­lier in Rich­tung Aus­gang. Auch offen­sicht­lich unbe­tei­ligte Fans konn­ten sich somit der ange­spann­ten Situa­tion nicht mehr ent­zie­hen. Es folg­ten Dis­kus­sio­nen, erneut Aus­ein­an­der­set­zun­gen und der Ein­satz von Pfef­fer­spray. Nahezu par­al­lel zu die­ser Situa­tion öff­nete sich ein Flucht­tor Rich­tung Innen­raum. Auch hier wusste sich die bereits anwe­sende Poli­zei nur durch Ein­satz von Pfef­fer­spray zu hel­fen. In Folge des­sen soll ein Fan der Sport­ge­mein­schaft vom Zaun gefal­len sein und sich dabei schwer im Gesicht ver­letzt haben. Wäh­rend sich die Situa­tion zu die­sem Zeit­punkt immer wei­ter hoch­schau­kelte, spa­zierte die Ein­satz­lei­tung über den Kunst­ra­sen­platz hin­ter der Nord­tri­büne und hatte somit die Situa­tion nicht mehr im Blick.

Auf dem Weg in Rich­tung Dom­wa­che konnte man erneut eine Fan­ver­mi­schung beob­ach­ten, bei der es mehr­fach zu direk­ten Aus­ein­an­der­set­zun­gen zwi­schen bei­den Fan­la­gern kam. Auch hier ver­lor die ein­ge­setzte Poli­zei zeit­weise gänz­lich den Über­blick. Ange­kom­men an der Dom­wa­che, direkt an der Ecke Nordtribüne/Gegengerade, wurde uns der Ver­bleib zweier Dyna­mo­fans bestä­tigt. Erst nach mehr­ma­li­gem Nach­fra­gen und einer War­te­zeit von min­des­tens 45 Minu­ten konnte unsere anwalt­li­che Beglei­tung Kon­takt zu den fest­ge­nom­me­nen Fuß­ball­fans auf­neh­men. Wäh­rend der War­te­zeit erreichte uns die Mel­dung über die Fest­nahme einer drit­ten Per­son, wel­che auf ein ande­res Poli­zei­re­vier ver­bracht wurde.

Durch stän­di­gen Kon­takt zum Fan­pro­jekt Dres­den e.V. erhiel­ten wir die Infor­ma­tion, wonach die Ein­satz­lei­tung der Poli­zei die Mel­dung streute, dass alle durch die Poli­zei fest­ge­setz­ten Dyna­mo­fans recht­zei­tig ihren Zug errei­chen wür­den. Dies wurde auch in einer Laut­spre­cher­durch­sage an die war­ten­den Zug­fah­rer der Fan­szene noch ein­mal bestä­tigt. Auf Nach­frage in der Dom­wa­che wurde diese Aus­sage nur ver­wun­dert zur Kennt­nis genom­men und durch den Beam­ten der Kri­mi­nal­po­li­zei ver­neint. Gegen 16:45 Uhr wurde dem anwalt­li­chen Bei­stand mit­ge­teilt, dass alle Gefan­gen auf das Poli­zei­prä­si­dium Ham­burg in Als­ter­dorf ver­bracht wer­den. Bei unse­rer Ankunft 17:45 Uhr waren diese noch nicht ein­ge­trof­fen. Auf Nach­frage soll­ten die wei­te­ren Maß­nah­men dort noch etwa 1–2 Stun­den andau­ern. Am Ende wur­den alle drei fest­ge­nom­me­nen Dyna­mo­fans gegen 22:30 Uhr aus dem Poli­zei­prä­si­dium ent­las­sen und konn­ten den Heim­weg nach Dres­den antreten.

Eure Schwarz-Gelbe Hilfe

Mehr Artikel