Die SG Dynamo Dresden ist, nach einem Jahr Abstinenz, wieder einmal in die 2.Bundesliga aufgestiegen. Doch dies sollte erneut bei einem Spiel um die Entscheidung bzw. um den vermeintlichen Saisonhöhepunkt in den Hintergrund treten.
Es kam zu einer der schwersten Auseinandersetzungen zwischen Anhängern der SG Dynamo Dresden und der Polizei seit über 10 Jahren. In dieser Stellungnahme soll es nicht um Schuldzuweisungen gehen, auch sollen keine Straftaten, Angriffe auf Menschen oder Sachbeschädigungen gebilligt oder verharmlost werden. Es dient ausschließlich der kritischen Dokumentation dieses Tages.
Im Vorfeld der Fußballpartie machten sich schnell Gerüchte und Meldungen breit — Die Lennestraße soll zur Verbotszone für Dynamofans werden. Wütende Kommentare und verärgerte Aufrufe brachen sich vorallem im Internet ihre Bahn. Schnell kam es zu einer “Jetzt-erst-Recht”-Stimmung. Auch in den Tagen zuvor wurden keinerlei Wege oder Möglichkeiten gefunden, dieser Stimmung entgegenzutreten. Nahezu hilflose Aufrufe und Appelle seitens der Verantwortlichen bei Polizei, Stadt und auch Verein, bitte doch den größten Vereinserfolg der letzten Jahre in den eigenen vier Wänden zu feiern, verhallten. Eine Fanansammlung vom Straßburger Platz bis in die Tiefen des Großen Garten war unausweichlich und vorallem eines — unkontrollierbar.
Schnell kursierten am Spieltag selber Bilder einer gigantischen Wagenburg der Polizei rund um das Dynamo-Stadion. Ein Bereich von ungefähr 400x30m war komplett mit Polizeifahrzeugen zugestellt, so dass auch der letzte Blick in Richtung Austragungsort versiegelt war. Von der Torwirtschaft bis zum Straßburger Platz versammelten sich, wie vorherzusehen, bereits weit vor Anpfiff tausende Dynamofans. Wie für eine Aufstiegsfeier üblich floss der Alkohol, egal ob ausgeschenkt oder in Flaschen mitgebracht, in Strömen. Hier und da forderte die Polizei die Corona-Schutzmaßnahmen ein, es wurden Ordnungswidrigkeiten diesbezüglich völlig willkürlich und in der Fläche ungleichmäßig geahndet.
Anpfiff — die Dynamofans sammeln sich mehrheitlich rund um die Hauptallee . Abstände können und werden nicht mehr eingehalten. Zwischen den Toren und einer Menge Pyrotechnik, vermischen sich, neben einem bunten Coleur aus allen Schichten von Dynamofans, gemeine Parkbesucher, Familien mit Kindern und allgemeine Schaulustige. Auch im Laufe der Spielzeit nimmt der unkontrollierte Strom von herannahenden Dynamofans einfach nicht ab.
Die, für den späteren Tagesverlauf entscheidenden Szenen, spielten sich Mitte der zweiten Halbzeit ab. Die Stimmung euphorisch, Gesänge werden lautstärker als sonst angestimmt und auch eine Vielzahl von pyrotechnischen Gegenständen entzündet. Zwischen dem ehemaligen Trainingsgelände und dem Ausgang Torwirtschaft entsteht eine unübersichtliche Situation, pyrotechnische Gegenstände landen in der “Verbotszone” vor dem Stadion. Anstatt diese, schon weit vorher außer Kontrolle geratene Gesamtsituation, erneut auszusitzen, entscheidet sich die Polizei nun zum großen Gegenangriff zu blasen. Polizeihundertschaften versuchen die vorher größtenteils friedliche Menschenmenge auseinanderzutreiben, um einigen Wenigen Herr zu werden. Es folgt die große Eskalation. Die, in den Tagen zuvor vernachlässigte Situation, explodiert. In einem, für die Einsatzkräfte unwegsamen und unübersichtlichen Gelände folgen nun Jagdszenen, das große Katz-und-Maus-Spiel beginnt. Flaschen und pyrotechnische Gegenstände fliegen. Die Polizei antwortet mit Pfefferspray, Wasserwerfereinsatz und Unmengen an Tränengas. Viele zuvor völlig friedlich-feiernde Dynamofans solidarisieren sich daraufhin gegen die Polizei.
Durch die Weite des Großen Gartens erfolgt nun der Abstrom der aufgebrachten Masse Richtung Straßburger Platz und Cockerwiese.
Während im Stadion sich die Bierduschen gegeben werden, folgen außerhalb mehrere Stunden Straßenschlacht.
Während das mobile Fahrzeug des Dynamo-Fanshops die Aufsteiger-Shirts verkauft, räumt unmittelbar daneben der Räumpanzer die Barrikaden von der Straße. Während Pressevertreter krankenhausreif geschlagen werden, “dokumentieren” bundesweit bekannte “Querdenker” im Schutze der Polizei.
Erst mit dem Zurückdrängen der randalierenden Masse über den Straßburger Platz kehrt nach 18 Uhr weitesgehend Ruhe ein.
Das Ergebnis dieses Tages sind unzählige, teilweise schwerverletzte Menschen, ein großer Sachschaden, viele Ingewahrsahmnahmen und eine Aufstiegsfeier, die so sicherlich keiner haben wollte.
In unseren Köpfen sind noch viele offene Fragen, die es zu beantworten gilt. Viele Gerüchte müssen verifiziert werden. Wir versuchen diesen Tag, auch diesmal, für die Fanszene der SG Dynamo Dresden aufzuarbeiten, sei es mit parlamentarischen oder juristischen Möglichkeiten.
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