Die Schwarz-Gelbe Hilfe ver­ur­teilt Kar­ten­ver­ga­be­re­ge­lung zum letz­ten Heimspiel

12 Mai 2015 | Allgemein, Repression, Verein

Nach dem Nie­der­sach­sen­derby zwi­schen Ein­tracht Braun­schweig und Han­no­ver 96 im April 2014 und unse­rem Gast­spiel einen Monat spä­ter am Bet­zen­berg geht das Kapi­tel “Vou­cher gegen Ein­tritts­karte” nun in eine neue Runde. Dies­mal trifft es höchst­wahr­schein­lich die Fans des FC Hansa Ros­tock als Gast bei unse­rer SG Dynamo Dresden.
Das das Ver­hält­nis der Fan­la­ger bei­der Ver­eine schon lange nicht mehr den Freund­schafts­cha­rak­ter wie Anfang der 90-iger hat ist hin­läng­lich bekannt. Die Maß­nah­men, wel­che aber die Ver­ant­wort­li­chen in Dres­den hin­sicht­lich der Kar­ten­ver­gabe nun getrof­fen haben, sind kein wei­te­rer Schritt zum Errei­chen eines siche­ren Fuß­ball­spie­les, son­dern viel­mehr das zusätz­li­che Auf­blä­hen eines bereits bestehen­den enor­men Sicher­heits­ap­pa­ra­tes rund um das Dynamostadion.

Kon­kret han­delt es sich dabei um zwei weit­rei­chende Einschnitte:

Zum einen wird das Kon­tin­gent für die Han­sea­ten auf rund 1.600 Kar­ten begrenzt. Das ent­spricht etwa fünf Pro­zent der Gesamt­ka­pa­zi­tät des Sta­di­ons und unter­schrei­tet damit deut­lich die regu­lär vor­ge­schrie­bene Marke von zehn Pro­zent der Sta­di­on­ka­pa­zi­tät, die jedem Anhang des Gast­ver­eins offi­zi­ell zuste­hen soll­ten. Dies ist aber Dank der Bestim­mun­gen des umstrit­te­nen DFL-Papiers “Siche­res Sta­di­on­er­leb­nis” ermög­licht wur­den und wird inzwi­schen ohne gro­ßes Auf­se­hen umge­setzt, genau wie es kri­ti­sche Stim­men zuvor befürch­tet hatten.

Zum ande­ren wur­den nur soge­nannte “Vou­cher” an die Ost­see ver­sen­det. Dabei han­delt es sich um Opti­ons­scheine, die erst vor Ort, ver­mut­lich am Mes­seg­lände in Dres­den, in rich­tige Ein­tritts­kar­ten für das Sta­dion umge­tauscht wer­den kön­nen. Hin­ter­grund der Maß­nah­men sind die Bemü­hun­gen der Poli­zei das letzte Heim­spiel der Dyna­mos am 23. Mai mög­lichst rei­bungs­frei durch­zu­füh­ren. Dazu gehört auch die Über­le­gung den gesam­ten Gäs­te­an­hang auf dem Mes­se­park­platz im Ost­ra­ge­hege zu sam­meln und dann mit einem Bus­trans­fer direkt zum Sta­dion zu beför­dern. Damit soll ver­hin­dert wer­den, dass es zwi­schen Heim- und Gäs­te­fans zu irgend­wel­chen Berüh­rungs­punk­ten kommt. So viel zur Theorie.

Sollte es beim Umtausch und dem Trans­fer zum Sta­dion zu Ver­zö­ge­run­gen kom­men, kann die Angst, den Anpfiff nicht recht­zei­tig zu erle­ben, unter Fuß­ball­fans sehr leicht noch mehr Unruhe ent­ste­hen las­sen. Hinzu kommt der freie Ver­kauf der SG Dynamo Dres­den. Etli­che Anhän­ger des FCH haben sich bereits mit Kar­ten für die Heim­be­rei­che ver­sorgt und kön­nen dies auch wei­ter­hin über bekannte Onlineauktionshäuser.
Abge­se­hen davon beruht das Kon­zept gene­rell auf einer frag­wür­di­gen und ver­zerr­ten Ana­lyse der Vor­fälle der letz­ten Auf­ein­an­der­tref­fen bei­der Mann­schaf­ten. Weder bei der An- noch der Abreise der Dynamo- bzw. Han­saf­ans kam es zu nen­nens­wer­ten Pro­ble­men. Letzt­lich bewir­ken sol­che Maß­nah­men auf­grund der auf­ge­lis­te­ten Punkte das genaue Gegen­teil: Sie schaf­fen keine Sicher­heit, son­dern ver­schär­fen die ohne­hin ange­spannte Situa­tion rund um ein emo­tio­nal auf­ge­la­de­nes Spiel noch weiter. 

Warum aus­ge­rech­net die Ver­eins­füh­rung der SG Dynamo Dres­den diese Maß­nah­men der Poli­zei nahezu kritik- und wider­stands­los durch­wank, ver­schließt sich jeg­li­cher Logik. Ver­ant­wort­li­che, die vor fast genau einem Jahr diese Pra­xis in Kai­sers­lau­tern abge­lehnt hat­ten, tre­ten nun die erst im Januar 2015 erneu­erte Fan­charta mit den Füßen.

Wir als Rechts­ver­tre­tung von und für Dyna­mo­fans ver­ur­tei­len das Vor­ge­hen (von Ver­eins­an­ge­stell­ten & Poli­zei) auf das Schärfste. Über­le­gun­gen, Fuß­ball­fans aus blo­ßem poli­zei­li­chen Ver­dacht her­aus ver­fas­sungs­mä­ßig ver­briefte Grund­rechte wie Bewegungs- oder Ver­samm­lungs­frei­heit zu ent­zie­hen, ist nicht nur eine Stig­ma­ti­sie­rung, son­dern vor allem auch ein schwer­wie­gen­der Ein­griff in demo­kra­ti­sche Grund­rechte. Es scheint, als ob in Sach­sen gerade am Bei­spiel von Fuß­ball­fans geprobt wer­den soll, was spä­ter dann auch in ande­ren Berei­chen der Gesell­schaft ange­wen­det wer­den wird.

Dass sich die Han­saf­ans diese Maß­nah­men nicht so ein­fach bie­ten las­sen wer­den, zeigt die Ver­gan­gen­heit. Als auf Anra­ten der Poli­zei Ham­burg im April 2012 das kom­plette Gäs­te­kon­tin­gent für die Ros­to­cker auf St.Pauli gestri­chen wurde, orga­ni­sierte die Fan­szene eine Demons­tra­tion unter dem Motto “Blau-Weiß-Rot gegen poli­zei­li­ches Kar­ten­ver­bot” mit etwa 2.000 Teil­neh­mern. Damals hat­ten die Maß­nah­men, die auch von Tei­len der Ham­bur­ger Fan­szene kri­ti­siert wur­den, im Umfeld des Sta­di­ons über meh­rere Stun­den für erheb­li­che Pro­bleme gesorgt. Zuvor hatte sowohl das Ver­wal­tungs­ge­richt als auch vom Ober­ver­wal­tungs­ge­richt Ham­burg einen Wider­spruch der Ros­to­cker abgelehnt.

Eure Schwarz-Gelbe Hilfe

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