Live-Tracking von Fans bei der Euro­pa­meis­ter­schaft 2024 ist unhalt­bar – Fan­hil­fen kri­ti­sie­ren digi­tale Überwachung

6 Juli 2024 | Allgemein

Der Baye­ri­sche Rund­funk hat kürz­lich über neue digi­tale Über­wa­chungs­maß­nah­men von Fans bei der EM 2024 berich­tet. Dabei geht es um Echtzeit-Erfassung von Bewe­gungs­da­ten mit­hilfe einer App der Uefa, die die Daten offen­sicht­lich direkt an die Poli­zei über­mit­telt. Der Dach­ver­band der Fan­hil­fen kri­ti­siert die­ses maß­lose Vor­ge­hen und hin­ter­fragt die recht­li­che Grund­lage für die Obser­va­tion in Echtzeit.

In dem Bei­trag des Baye­ri­schen Rund­funks, der bereits am 26.06. aus­ge­strahlt wurde, wird berich­tet, dass über eine EM-App der Uefa alle Fans, die diese bspw. auch für die kos­ten­freie Nut­zung des ÖPNV nut­zen, auto­ma­tisch ihre Bewe­gungs­da­ten über­mit­teln. Diese Daten lau­fen, so wie im Bei­trag beschrie­ben, in Echt­zeit in die Ein­satz­zen­tra­len der Poli­zei – hier bspw. der Poli­zei in Mün­chen, was daten­schutz­recht­lich höchst bedenk­lich ist.

Selbst wenn Fans sich die­ser Daten­über­mitt­lung über ent­spre­chende Ein­stel­lun­gen ent­zie­hen kön­nen, ist allein die Über­le­gung, Men­schen über ein Hin­ter­tür­chen auf Schritt und Tritt zu über­wa­chen, zu kri­ti­sie­ren. Es darf bezwei­felt wer­den, dass jede betrof­fene Per­son sich im Kla­ren dar­über ist, bei Nut­zung der App der­art unver­hält­nis­mä­ßig über­wacht zu wer­den. Diese Maß­nahme ist das Ergeb­nis einer Ent­wick­lung, die sich bereits in der gesam­ten vor­he­ri­gen Sai­son abge­zeich­net hat, in der Fuß­ball­fans unver­hält­nis­mä­ßig über­wacht und kri­mi­na­li­siert wur­den. Bestehende Pro­bleme bei der An- und Abreise mit dem ÖPNV, von denen Fans wäh­rend der EM immer wie­der berich­ten, konn­ten wie­derum durch die­ses Track­ing über­haupt nicht gelöst wer­den und sind somit kein Argu­ment für die App.

Der Dach­ver­band der Fan­hil­fen hat schon im Vor­feld der EM 2024 ganz klar vor die­sen Aus­wüch­sen der Über­wa­chung gewarnt. Gegen­über ande­ren Men­schen nahezu unvor­stell­bare Über­wa­chungs­maß­nah­men hal­ten bei Fuß­ball­fans auch anläss­lich der EM wei­ter an – zum einen durch popu­lis­ti­sche For­de­run­gen nach lebens­lan­gen Sta­di­on­ver­bo­ten und Schnell­ge­rich­ten in den Sta­dien und zum ande­ren durch die per­so­nelle sowie auch mate­ri­elle Auf­rüs­tung der Poli­zei. Die Daten­über­tra­gung zwi­schen Uefa und Poli­zei reiht sich hier naht­los in eine Über­wa­chungs­or­gie gegen Fuß­ball­fans ein.

Die Befürch­tun­gen der Fan­hil­fen: Diese neue Über­wa­chungs­tech­ni­ken wer­den nach der EM nicht ein­ge­stellt, son­dern auch im Lig­aall­tag ein­ge­setzt wer­den. Als Dach­ver­band der Fan­hil­fen for­dern wir den DFB sowie Poli­tik in Bund und Län­dern auf, die zuneh­mende Über­wa­chung von Fans umge­hend zu stop­pen. Die wich­tigs­ten Sofort­maß­nah­men sind jetzt:

  • Eine Klar­stel­lung sei­tens des DFB und der Tur­nier­lei­tung der EM zur andau­ern­den Kri­mi­na­li­sie­rung von Fußballfans.
  • Ein Bekennt­nis dazu, dass es zu kei­nem ähn­lich gela­ger­ten App-Zwang bei Liga- und Pokal­spie­len von DFL und DFB kom­men wird.
  • Ein Run­der Tisch „Poli­zei­ge­walt“, initi­iert von der Bun­des­in­nen­mi­nis­te­rin, unter Betei­li­gung von Nicht-Regierungsorganisationen sowie poli­zeik­ri­ti­schen Wissenschaftlern.

Zum Bei­trag des BR: https://www.ardmediathek.de/video/kontrovers/risiko-fans-bei-der-euro-2024/br-fernsehen/Y3JpZDovL2JyLmRlL2Jyb2FkY2FzdFNjaGVkdWxlU2xvdC80MDQwMDcwNjE4MTNfRjIwMjNXTzAxODY3NkEwL3NlY3Rpb24vZmQ5MjEzODktNjQ5Yy00MzFkLWE2N2YtMDZmZDM4ZmY5MmFl

Dach­ver­band der Fan­hil­fen e.V.

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