Sicherlich habt ihr Euch alle schon einmal gefragt, wieviel Polizei eigentlich bei Spielen rund um das Rudolf-Harbig-Stadion im Einsatz sind. Wir, die Schwarz-Gelbe Hilfe, haben uns mal die Mühe gemacht und sämtliche parlamentarische Anfragen des sächsischen Landtagsabgeordneten Enrico Stange (DIE LINKE) zusammengesammelt. In diesen wurden die Einsatzzahlen der Polizei rund um die Heimspiele unserer Sportgemeinschaft Dynamo Dresden in der Saison 2017/18 zusammengetragen. Wir haben den Versuch einer statistischen Auswertung gewagt und uns dazu einige Fragen gestellt: Wie hoch ist die Anzahl an Einsatzkräften im Schnitt? Wieviel Einsatzstunden entstanden bei allen Heimspielen? Wie verhalten sich diese pro Einsatzkraft? Außerdem versuchen wir einen kleinen Ausblick in die derzeit laufende Saison 2018/19 zu geben. Wie verhielten sich die Einsatzzahlen in der Hinrunde? Was hat sich dramatisch geändert?
Die Spielzeit 2017/18 war nicht gerade die erfolgreichste Saison der Sportgemeinschaft Dynamo Dresden in der jüngeren Geschichte. Mit 41 Punkte konnte gerade so der Klassenerhalt in der 2.Bundesliga gehalten werden. Spannend machte es die schwarz-gelbe Elf vor allem am letzten Spieltag — die Saison konntenach einer 0:1 Heimniederlage gegen die Eisernen aus Berlin nur dank der günstigen Ergebnisse auf den anderen Plätzen auf einem Nichtabstiegsplatz abgeschlossen werden. Doch trotz anhaltender Heimspielschwäche hielten die leidgeprüften Fans auch in dieser Saison ihrem Verein die Treue. Insgesamt konnte die SGD 18.000 Dauerkarten verkaufen. In dieser Spielzeit besuchten 476.053 Zuschauer die Spiele im Rudolf-Harbig-Stadion, im Schnitt kamen 28.003 Zuschauer zu den Heimpartien — dies hat eine Stadionauslastung von 87,3% zur Folge. Doch nun zur eigentlichen Statistik — die Polizeieinsatzzahlen der Saison 2017/18.
Insgesamt waren 7.523 Polizeikräfte, inklusive Bundespolizei, sogenannte Tarifbeschäftigte und Polizeibeamte anderer Bundesländer an der Lennéstraße im Einsatz. Dabei sammelten sich 51.886 Einsatzstunden an. Dies sind bei 17 Ligaheimspielen rund 443 Polizisten mit ca. 3.052 Stunden Einsatzzeit. Angerechnet auf die Zahl der Stadionbesucher hatte demnach ein einzelner Polizist bei einer durchschnittlichen Dienstzeit von 6,9 Stunden pro Spieltag etwa 63 Stadionbesucher im Blick. Die meisten Polizisten waren an besagtem letzten Spieltag gegen den 1. FC Union Berlin im Einsatz: 786 Polizeikräfte schoben insgesamt 5.678 Stunden Dienst — durchschnittlich also 7,22 Stunden. Am 3. Spieltag der Saison gastierte der SV Sandhausen im Rudolf-Harbig-Stadion. Mit im Gepäck, ein paar dutzend Fans, die der Macht aus dem Hardtwald die Treue halten. Deshalb auch wenig verwunderlich, dass die Einsatzführung zu diesem Spiel nur 148 Polizisten mit nur 804 Dienststunden (durchschnittlich 5,43h) abstellte. Dies stellt somit den geringsten Wert sowohl an Einsatzkräften, als auch an Einsatzstunden in der Saison 2017/18 dar.
Der Spitzenwert an durchgeführten Einsatzstunden fiel beim SGD-Heimspiel gegen den späteren Absteiger, der Eintracht aus Braunschweig an. Bei knapp 1.500 Gästefans aus Niedersachsen waren 673 Kräfte des ausführenden Organs anwesend. Diese vollzogen 6.361 Arbeitsstunden, was einen durchschnittlichen Wert von 9,45h ergab. Betrachten wir den Spieltag nun etwas genauer, lassen sich sehr schnell Rückschlüsse daraus ziehen, woher diese Überstunden stammen. Schuld haben hierbei weniger polizeiliche Maßnahmen, die aus Fehlverhalten von Heim- oder Gästefans resultieren, sondern vielmehr Sturmtief “Herwart”, welches in der Nacht auf den 29.10.2017 in ganz Sachsen wütete. Dies hatte zur Folge, dass der Anpfiff der Partie von 13:30 Uhr um zweieinhalb Stunden auf 16 Uhr verschoben wurde (Rückblick der Blau-Gelben Hilfe Braunschweig auf das Spiel). Zieht man nun diese Differenz ab, kommt man auf einen eher unterdurchschnittlichen Arbeitstag von knapp sieben Einsatzstunden.
Betrachten wir nun die Hinrunde der aktuellen Spielzeit 2018/19. Die Sportgemeinschaft befand sich nach 17 Spieltagen mit 22 Punkten auf Ligaplatz 11 und Maik Walpurgis war noch Cheftrainer der SGD. Die ersten 9 Heimspiele besuchten insgesamt 251.886 Zuschauer, also durchschnittlich 27.987 Fußballbegeisterte — dies waren in der Hinrunde im Vergleich zur vergangenen Saison 16 Menschen weniger. Die Einsatzzahlen der Polizei haben sich im Unterschied dazu jedoch deutlich verändert.
Nach neun Heimspielen schoben insgesamt 2.828 Polizisten mit einer Gesamteinsatzzeit von 16.847 Stunden Dienst rund um die Heiligstätte der SGD. Dies sind pro Spiel knapp 314 Einsatzkräfte mit einer Einzeldienstzeit von 5,96 Stunden und damit bislang sehr viel niedriger als noch in der Vorsaison. Bisheriger Höchstwert war das Dynamo-Heimspiel am 19.10.2018 gegen die lila-weißen Kicker aus dem Erzgebirge. 705 Polizisten mit einem Gesamteinsatz von 4.587 Stunden, durchschnittlich also 6,5 Stunden, eine Dienstzeit, von der die meisten Arbeiter- und Arbeiterinnen in Sachsen nur träumen können.
Die größte Differenz ist in der Partie Dynamo Dresden gegen Holstein Kiel auszumachen. Am 30. Spieltag der Saison 2017/18 waren bei dieser Paarung 446 Polizeibedienstete im Einsatz. In der Hinrunde der laufenden Saison 2018/19, gerade einmal knapp 8 Monate später, wurde die Anzahl deutlich heruntergeschraubt. Die Ansetzung begleiteten nun nur noch 175 Beamte — trotz gleichbleibender Anzahl an mitgereisten Fans der Kieler-Störche.
Die drastische Verminderung an Polizeikräften rund um Heimspiele der Sportgemeinschaft Dynamo Dresden begrüßen wir als Schwarz-Gelbe Hilfe. Dem Ruf nach einer Entlastung sächsischer Polizeibeamter und der Bereitschaftspolizei kann bei Fußballspielen nachgegangen werden, um so den Abbau an Mehrarbeitszeiten der Polizei voranzutreiben. Die Fakten zeigen, dass Fußballspiele an der Lennéstraße keine Mehrarbeit hervorufen. Sogar das Gegenteil ist der Fall: Die Einsatzzeit eines Polizisten liegt an Spieltagen eher unterhalb eines durchschnittlichen Acht-Stunden-Arbeitstages.
Die Gründe für die Veränderungen sind vielfältig. Durch die Umbaumaßnahmen an der Lennéstraße Ende der 2000er-Jahre und dem daraus resultierenden Umzug des Gästeblocks in den südlichen Bereich des Stadions hat sich die Einsatzstrategie für die Polizei deutlich vereinfacht. Die Tage, an denen große Mengen an Gästefans fußläufig direkt an dem an der Lennéstraße gelegenen Heimeingang von der Polizei vorbeigeführt wurden, gehören schon länger der Vergangenheit an. Die Zeiten der “großen” Straßenschlachten rund um das Rudolf-Harbig Stadion und auf der Cockerwiese sind schon seit mindestens 15 Jahren vorbei. Auch kann man das Konzept des Shuttletransfers für Gästefans als nahezu “perfekt durchorganisiert” bezeichnen. Der Bereich Rudolf-Harbig-Stadion wurde nahezu befriedet. Gerade deshalb kann auch bei sogenannten Risikospielen der Bedarf an Polizisten in Zukunft ebenfalls deutlich vermindert und damit eine Mehrbelastung sächsischer Polizisten weiter abgebaut werden.