Bereits während des Spiels konnte man sich schon ausmalen, was so alles morgen wieder auf den Titelseiten prangern würde. Dass einen normalen Dynamo-Fan eigentlich so schnell nichts mehr schocken kann ist klar, doch diesmal wurde es wieder geschafft. Bei dem Blick auf die Titelseiten bzw. beim Lesen der Artikel machte so mancher große Augen und erinnerte sich ungläubig zurück, ob man nicht doch den 3. Weltkrieg verpasst hätte.
- Ganz vorne dabei natürlich die “MoPo-Titelseite” mit der Schlagzeile “Nach Fan-Randale Dynamo droht Bundesliga-Rauswurf”. Diese Behauptung wurde gestützt von der wohl etwas vorschnellen Aussage des Geschäftsführers von Arminia Bielefeld Marcus Uhlig: (…) “Diese Fans von Dynamo Dresden sind eine Schande für den deutschen Fußball”, sagt Marcus Uhlig, Geschäftsführer von Arminia Bielefeld der “Neuen Westfälischen”: “Nach den Vorfällen sollten Überlegungen stattfinden, ob Dresden nicht auch aus dem Ligabetrieb ausgeschlossen werden soll.”
- Für Uhlig war der Überfall auf zwei Catering-Stände und der Raub der Kassen eine “absolute Schande”. Rund 1.000 Sicherheitsleute waren in Bielefeld im Einsatz “und trotzdem konnten wir das Problem nicht lösen – wir sind ratlos. Das System musste kapitulieren.” (…) [welt.de].
- Auch Herr Rettinghaus sieht in uns den Teufel persönlich:
(…)“Das sind keine Fans, sondern militante kriminelle Banden, die mit Sport nichts zu tun haben und so müssen wir sie auch behandeln” (…) [mt-online.de]
- Doch nicht nur im Stadion ging es “rund”, auch draußen sollen wir ordentlich gewütet haben:
(…) “Zudem wurden mehrere Autos und Einsatzwagen demoliert, ein Polizeipferd erlitt eine Schnittwunde, ein Kino und ein Supermarkt wurden überfallen.” (…) [der-westen.de]
- Die Polizei scheint wieder alles richtig gemacht zu haben:
(…) “Die üblicherweise durch die Bielefelder Polizei angewandte freundliche Begrüßung am Bahnhof scheiterte aufgrund des von vornherein extrem aggressiven und gewaltbereiten Verhaltens Dresdner Fans” (…) Die in solchen Fällen meist aufgestellte Behauptung, die Polizei habe provoziert, wies er zurück. “Im Versuch, die Fangruppe geordnet, aber doch in lockerer Begleitung zum Stadion zu führen, kann ich keine Provokation sehen.”(…) [SZ vom Montag 9.12.]
- Das sie mit ihren eigenen Waffen geschlagen werden und Pfefferspray nicht das Beste ist, mussten sie selber erstmal am eigenen Leib erfahren. Dies wurde in zahlreichen Berichten ausführlich dargelegt, in der SZ hingegen wurde sogar in minimaler Weise auf die zahlreichen Verletzten Fans eingegangen: (…)“Auf dem Weg zum Stadion wurden die Beamten der Bundes- und Landespolizei massiv angegriffen, die Täter unter den Dynamo-Fans entrissen ihnen vier Reizgassprühgeräte und setzten diese gegen die Polizei ein. Dabei wurden neun Beamte verletzt, zwei so schwer, dass sie in einer Bielefelder Augenklinik behandelt werden mussten. Ein Polizist wurde von einem Stein am Kopf getroffen, einer trug bei einem Handgemenge um einen von den Randalierern zuvor im Kino geklauten Feuerlöscher Blessuren davon. Insgesamt wurden 17 Polizisten verletzt. Ein Pferd erlitt eine Schnittwunde. Über die Zahl der verletzten Dynamo-Anhänger wurden keine Angaben gemacht. Wie es aus Fankreisen heißt, wurden vor allem durch den Einsatz von Pfefferspray auch Dresdner getroffen, von denen keine Gewalt ausgegangen war.” (…) [SZ vom Montag 9.12.]
- Doch nicht nur hier besticht die SZ durch relative Objektivität und vergisst nicht völlig ihren journalistischen Auftrag ordentlich über alles zu berichten:
(…) “Nach Informationen der SZ haben auch maßgebliche Vertreter der Ultras vergeblich versucht, auf den Mob einzuwirken.” (…) [SZ vom Montag 9.12.]
- Positive Beispiele gibt es leider nur sehr wenige bzw. nur von kleineren Seiten, wie zum Beispiel ein sehr differenzierter Beitrag über Pfefferspray auf turus.net. Negative könnten wir noch viele weitere aufzählen. Allzuoft wird einfach nur blind abgeschrieben, ohne mal wirklich selber zu recherchieren. “Dynamo”, da müssen die schlimmsten Randale-Geschichten ja stimmen. Schlimm ist nur, dass unser Verein mittlerweile genauso blind den Medienberichten (!) folgt, anstatt auf echte Tatsachenberichte (!) zu warten. Mittlerweile hat sich nämlich herausgestellt, wie es wirklich war und schon wird vieles wieder dementiert. So schreibt zum Beispiel der Kicker: (…)“Die ersten Erkenntnisse der Beamten sind zum Teil auch entlastend. So hates den Raubüberfall auf die Lidl-filiale, wie wiederholt von Medien verbreitet, nicht gegeben. Und der “Überfall auf ein Kino” war das Eindringen mehrerer Gewalttäter ins Cinemaxx, die dort einen Feuerlöscher stahlen” (…)
Das war nur ein kleiner Überblick über das, was nachdem Spiel wieder los war. Faire Berichterstattung wird es bei uns wohl nie geben. Es ist zum Haare raufen und da regen wir uns über die Gleichsetzung von Pyrotechnik und Randale schon gar nicht mehr auf.