Pres­se­spie­gel Bielefeld

20 Dez 2013 | Pressespiegel

Bereits wäh­rend des Spiels konnte man sich schon aus­ma­len, was so alles mor­gen wie­der auf den Titel­sei­ten pran­gern würde. Dass einen nor­ma­len Dynamo-Fan eigent­lich so schnell nichts mehr scho­cken kann ist klar, doch dies­mal wurde es wie­der geschafft. Bei dem Blick auf die Titel­sei­ten bzw. beim Lesen der Arti­kel machte so man­cher große Augen und erin­nerte sich ungläu­big zurück, ob man nicht doch den 3. Welt­krieg ver­passt hätte.

  • Ganz vorne dabei natür­lich die “MoPo-Titelseite” mit der Schlag­zeile “Nach Fan-Randale Dynamo droht Bundesliga-Rauswurf”. Diese Behaup­tung wurde gestützt von der wohl etwas vor­schnel­len Aus­sage des Geschäfts­füh­rers von Armi­nia Bie­le­feld Mar­cus Uhlig: (…) “Diese Fans von Dynamo Dres­den sind eine Schande für den deut­schen Fuß­ball”, sagt Mar­cus Uhlig, Geschäfts­füh­rer von Armi­nia Bie­le­feld der “Neuen West­fä­li­schen”: “Nach den Vor­fäl­len soll­ten Über­le­gun­gen statt­fin­den, ob Dres­den nicht auch aus dem Liga­be­trieb aus­ge­schlos­sen wer­den soll.”
  • Für Uhlig war der Über­fall auf zwei Catering-Stände und der Raub der Kas­sen eine “abso­lute Schande”. Rund 1.000 Sicher­heits­leute waren in Bie­le­feld im Ein­satz “und trotz­dem konn­ten wir das Pro­blem nicht lösen – wir sind rat­los. Das Sys­tem musste kapi­tu­lie­ren.” (…) [welt.de].
  • Auch Herr Ret­ting­haus sieht in uns den Teu­fel persönlich:
    (…)“Das sind keine Fans, son­dern mili­tante kri­mi­nelle Ban­den, die mit Sport nichts zu tun haben und so müs­sen wir sie auch behan­deln” (…) [mt-online.de]
  • Doch nicht nur im Sta­dion ging es “rund”, auch drau­ßen sol­len wir ordent­lich gewü­tet haben:
    (…) “Zudem wur­den meh­rere Autos und Ein­satz­wa­gen demo­liert, ein Poli­zei­pferd erlitt eine Schnitt­wunde, ein Kino und ein Super­markt wur­den über­fal­len.” (…) [der-westen.de]
  • Die Poli­zei scheint wie­der alles rich­tig gemacht zu haben:
    (…) “Die übli­cher­weise durch die Bie­le­fel­der Poli­zei ange­wandte freund­li­che Begrü­ßung am Bahn­hof schei­terte auf­grund des von vorn­her­ein extrem aggres­si­ven und gewalt­be­rei­ten Ver­hal­tens Dresd­ner Fans” (…) Die in sol­chen Fäl­len meist auf­ge­stellte Behaup­tung, die Poli­zei habe pro­vo­ziert, wies er zurück. “Im Ver­such, die Fan­gruppe geord­net, aber doch in locke­rer Beglei­tung zum Sta­dion zu füh­ren, kann ich keine Pro­vo­ka­tion sehen.”(…) [SZ vom Mon­tag 9.12.]
  • Das sie mit ihren eige­nen Waf­fen geschla­gen wer­den und Pfef­fer­spray nicht das Beste ist, muss­ten sie sel­ber erst­mal am eige­nen Leib erfah­ren. Dies wurde in zahl­rei­chen Berich­ten aus­führ­lich dar­ge­legt, in der SZ hin­ge­gen wurde sogar in mini­ma­ler Weise auf die zahl­rei­chen Ver­letz­ten Fans ein­ge­gan­gen: (…)“Auf dem Weg zum Sta­dion wur­den die Beam­ten der Bundes- und Lan­des­po­li­zei mas­siv ange­grif­fen, die Täter unter den Dynamo-Fans ent­ris­sen ihnen vier Reiz­gas­sprüh­ge­räte und setz­ten diese gegen die Poli­zei ein. Dabei wur­den neun Beamte ver­letzt, zwei so schwer, dass sie in einer Bie­le­fel­der Augen­kli­nik behan­delt wer­den muss­ten. Ein Poli­zist wurde von einem Stein am Kopf getrof­fen, einer trug bei einem Hand­ge­menge um einen von den Ran­da­lie­rern zuvor im Kino geklau­ten Feu­er­lö­scher Bles­su­ren davon. Ins­ge­samt wur­den 17 Poli­zis­ten ver­letzt. Ein Pferd erlitt eine Schnitt­wunde. Über die Zahl der ver­letz­ten Dynamo-Anhänger wur­den keine Anga­ben gemacht. Wie es aus Fan­krei­sen heißt, wur­den vor allem durch den Ein­satz von Pfef­fer­spray auch Dresd­ner getrof­fen, von denen keine Gewalt aus­ge­gan­gen war.” (…) [SZ vom Mon­tag 9.12.]
  • Doch nicht nur hier besticht die SZ durch rela­tive Objek­ti­vi­tät und ver­gisst nicht völ­lig ihren jour­na­lis­ti­schen Auf­trag ordent­lich über alles zu berichten:
    (…) “Nach Infor­ma­tio­nen der SZ haben auch maß­geb­li­che Ver­tre­ter der Ultras ver­geb­lich ver­sucht, auf den Mob ein­zu­wir­ken.” (…) [SZ vom Mon­tag 9.12.]
  • Posi­tive Bei­spiele gibt es lei­der nur sehr wenige bzw. nur von klei­ne­ren Sei­ten, wie zum Bei­spiel ein sehr dif­fe­ren­zier­ter Bei­trag über Pfef­fer­spray auf turus.net. Nega­tive könn­ten wir noch viele wei­tere auf­zäh­len. All­zu­oft wird ein­fach nur blind abge­schrie­ben, ohne mal wirk­lich sel­ber zu recher­chie­ren. “Dynamo”, da müs­sen die schlimms­ten Randale-Geschichten ja stim­men. Schlimm ist nur, dass unser Ver­ein mitt­ler­weile genauso blind den Medi­en­be­rich­ten (!) folgt, anstatt auf echte Tat­sa­chen­be­richte (!) zu war­ten. Mitt­ler­weile hat sich näm­lich her­aus­ge­stellt, wie es wirk­lich war und schon wird vie­les wie­der demen­tiert. So schreibt zum Bei­spiel der Kicker: (…)“Die ers­ten Erkennt­nisse der Beam­ten sind zum Teil auch ent­las­tend. So hates den Raub­über­fall auf die Lidl-filiale, wie wie­der­holt von Medien ver­brei­tet, nicht gege­ben. Und der “Über­fall auf ein Kino” war das Ein­drin­gen meh­re­rer Gewalt­tä­ter ins Cine­maxx, die dort einen Feu­er­lö­scher stahlen” (…)

Das war nur ein klei­ner Über­blick über das, was nach­dem Spiel wie­der los war. Faire Bericht­erstat­tung wird es bei uns wohl nie geben. Es ist zum Haare rau­fen und da regen wir uns über die Gleich­set­zung von Pyro­tech­nik und Ran­dale schon gar nicht mehr auf.

Mehr Artikel

Straf­be­fehle gegen Sozi­al­ar­bei­ter in Fan­pro­jek­ten sind unhalt­bar – Ermitt­lun­gen gegen Fuß­ball­fans neh­men gro­teske Züge
Straf­be­fehle gegen Sozi­al­ar­bei­ter in Fan­pro­jek­ten sind unhalt­bar – Ermitt­lun­gen gegen Fuß­ball­fans neh­men gro­teske Züge

Straf­be­fehle gegen Sozi­al­ar­bei­ter in Fan­pro­jek­ten sind unhalt­bar – Ermitt­lun­gen gegen Fuß­ball­fans neh­men gro­teske Züge

Das Bündnis für Zeugnisverweigerungsrecht in der Sozialen Arbeit hat öffentlich gemacht, dass Sozialarbeiter im Fanprojekt Karlsruhe mit Strafbefehlen überhäuft wurden, weil sie sich an ihre Schweigepflicht gehalten und nicht gegen Fußballfans ausgesagt haben. Die...