Regens­burg?! — Das Letzte!

9 Apr 2021 | Allgemein

28. Februar 2020, für viele Fans und Schlach­ten­bumm­ler der Sport­ge­mein­schaft Dynamo Dres­den ein wahr­lich denk­wür­di­ger Tag. Nach einem 1:0 — Rück­stand drehte der Dynamo-Kreisel, wel­cher zu die­sem Zeit­punkt tief im Abstiegs­stru­del fest­hängt, im letz­ten Drit­tel des Spiels noch ein­mal rich­tig auf und drehte den Spieß um. Aus­wärts­sieg im Jahn­sta­dion — Drei-Punkte — Ein Lebens­zei­chen im Kampf um den Klas­sen­er­halt. Es sollte das letzte Aus­wärts­spiel vor Beginn der ers­ten Coro­na­welle wer­den. Das letzte Aus­wärts­spiel mit dyna­mi­schen Anhang im Rücken der Dynamo-Kicker. Für min­des­tens einen Dyna­mo­fan soll es nun das letzte Aus­wärts­spiel beim SSV Jahn Regens­burg blei­ben — für immer — auch in einer Zeit nach Corona und Fußballlockdown.

Es ist die 77. Spiel­mi­nute im Neu­bau des Jahn­sta­di­ons von Regens­burg. Rund 1.400 Dyna­mo­fans fol­gen gebannt dem dyna­mi­schen Spiel­zug, den Godsway in die Mitte lei­tete. Gesto­cher im Regens­bur­ger Straf­raum und Maki­e­nok knallt aus kur­zer Distanz den Ball unhalt­bar ins geg­ne­ri­sche Tor, Rück­stand auf­ge­holt. Der ange­staute Abstiegs­frust ent­lädt sich in einem unglaub­li­chen Jubel im Gäs­te­block des Jahn­sta­di­ons. Wild­fremde Men­schen lie­gen sich im Arm, Bier­du­schen flie­gen im hohen Bogen und Fans erklim­men die Zäune. Ein Trenn­zaun zwi­schen den Blö­cken N1 & N2 gibt unter der Last meh­re­rer Fans ein­fach nach. Nie­mand wird ver­letzt — nie­mand nimmt es zur Kennt­nis — nur eine Sta­di­on­ka­mera filmt das Geschehen.

Im Som­mer 2020, für Dynamo scheint der Kampf um den Klas­sen­er­halt in der 2. Bun­des­liga nach Corona-Quarantäne und Ham­mer­spiel­pro­gramm ver­lo­ren, erhält das SGH-Mitglied Fried­rich Freu­den­tanz* einen Straf­be­fehl über 60 Tages­sätze á 40,00 € auf­grund einer Sach­be­schä­di­gung, eine Scha­dens­er­satz­for­dung der Regens­bur­ger Bäder und Are­nen GmbH zur Beglei­chung der Repa­ra­tur­kos­ten eines Zau­nes und ein unbe­fris­te­tes Haus­ver­bot für das Jahn­sta­dion in Regensburg.

Nach Ein­spruch gegen den Straf­be­fehl und Akten­ein­sicht rät Fried­richs Rechts­bei­stand die zivil­recht­li­chen For­de­run­gen zu bezah­len, um mit der Scha­dens­wie­der­gut­ma­chung ein posi­ti­ves Signal an das Amts­ge­richt Regens­burg aus­zu­sen­den und zur Erle­di­gung des straf­recht­li­chen Pro­zes­ses bei­zu­tra­gen. Doch hier hatte man die Rech­nung ohne die Staats­an­walt­schaft Regens­burg, wel­che in Sachen Fuß­ball­fans eine Null­to­le­ranz­li­nie fährt, gemacht. Einen recht­li­chen Spiel­raum sah man hier nicht und so stimmte man kei­ner Ein­stel­lung des Ver­fah­rens zu. 

Fried­richs Anwäl­tin blieb auf­grund ein­deu­ti­ger Beweis­lage und der Stur­heit einer baye­ri­schen Staats­an­walt­schaft nun nichts wei­ter übrig, als den Ein­spruch gegen den Straf­be­fehl auf die Höhe der Tages­sätze zu beschrän­ken. Somit konnte zumin­dest die Geld­strafe um die Hälfte redu­ziert wer­den. Die Schwarz-Gelbe Hilfe betei­ligte sich an den Anwalts­kos­ten und Fried­rich Freu­den­tanz war trotz­dem zufrieden.

Lei­der gibt es aber auch in Sachen unbe­fris­te­tes Haus­ver­bot im Jahn­sta­dion bis­her kein Ein­len­ken. Ob Fried­rich Freu­den­tanz noch ein­mal in den Genuss eines Aus­wärts­spiel der SGD in die­sem Sta­dion kom­men wird, hängt nun nicht mehr nur von den sport­li­chen Leis­tun­gen bei­der Mann­schaf­ten ab. Somit bleibt auch für die Schwarz-Gelbe Hilfe festzuhalten: 

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