Und mit diesem leicht abgewandelten Spruchband aus der Vorsaison heißen wir Euch herzlich Willkommen beim diesjährigen Saisonrückblick der Schwarz-Gelben Hilfe. So mancher Dynamofan wird froh sein, diese grauenvolle Spielzeit endlich abgehakt zu haben. Auch für uns war die Spielzeit 2018/19 wieder geprägt von Siegen und Niederlagen, von guten wie schlechten Zeiten. Doch in diesem Saisonrückblick wollen wir den Fokus nicht auf die üblichen Einzelschicksale der von Repressionen betroffenen Dynamofans richten. Das Augenmerk liegt auf dem polizeilichen Handeln, das vermehrt einen Großteil von Dynamofans an Spieltagen trifft. Eine gefährliche Entwicklung macht sich in der Bundesrepublik Deutschland breit. Die Allmacht der Polizei wird Gesetz. Jener Rechtsstaat, der uns Bürger, also auch uns Fußballfans, vor staatlichem Fehlverhalten schützen soll, wandelt sich immer mehr in einen Rechtsstaat, der sich selbst zu schützen versucht. Grund hierfür ist die bundesweite Verschärfung der Polizeigesetze. Aber auch Innenminister, die den Kontroll- und Überwachungsstaat fordern und ihre handelnde Exekutive, sprich Polizeieinheiten, mit immer neuen weitreichenden Befugnissen und allumfassenden Schutz aufrüsten, tragen dazu bei. Neben der üblichen Verfahrensbegleitung einzelner Dynamofans, die Probleme mit Polizei und Justiz bekommen haben, richtet sich unsere Aufmerksamkeit deshalb immer mehr auf die generelle Überprüfung polizeilichen Handelns. Im Unterschied zu so manch “medialem Lautsprecher” wollen wir an dieser Stelle keine Effekthascherei betreiben und holen auch nicht zum großen Rundumschlag aus. Es reicht allein, das ein oder andere Ereignis aus der letzten Saison noch einmal zu beleuchten, um zu sehen, welch schleichender Prozess in Gang gesetzt wurde.
Zukunftsbilder in Köln
Im November 2018 trat unsere Sportgemeinschaft in der Kölner Domstadt zum Auswärtsspiel an. Auf einer sehr unterhaltsamen Pressekonferenz einige Tage vor dem Spiel machte die Kölner Polizei deutlich, dass sie nicht gerade das unaufgeregte polizeiliche Handeln erfunden hat. “Das alles wollen wir in Köln hier nicht sehen…” — oder auch: die perfekte Medieninszenierung der Kölner Polizei. Viele rieben sich verwundert die Augen oder schüttelten den Kopf als Sätze, wie: “Es liegen Erkenntnisse vor, dass die Dresdner Fans einen Fanmarsch planen.” fielen. Nur durch “intensivste Vorabermittlungen” der Kölner Polizei konnte man an solch brisante Informationen gelangen — jedoch hatten die Vereinsführung und die Fanbetreuung zuvor die Möglichkeit eines solchen Marsches angefragt. Erst dadurch hatte die Kölner Polizei Kenntnis eines eventuellen Marsches erlangt.. Das Highlight folgte dann am Spieltag selbst, als bis zu 50 Polizisten des Spezialeinsatzkommandos (SEK) rund um das Müngersdorfer Stadion auf die mitgereisten Dynamos warteten. Die beste Antwort auf dieses ganze Theater lieferten die Fans selbst in Form eines grandiosen Auswärtsauftritts, inklusive großer schwarz-gelber Rauchshow und einem besonnenen Verhalten, welches das polizeiliche Theater ins Leere laufen ließ. Selbst nach Ende des Spiels stand das SEK-Abwehrbollwerk des selbsternannten freiheitlich-demokratischen Nordrhein-Westfalens wie eine Eins, was sich von unserer sportlichen Defensive nach einer 8:1‑Niederlage leider nicht behaupten ließ.
Aufrüstung auch in Hamburg
Ganz ähnliche Töne wurden nach dem Jahreswechsel 2018/19 in Hamburg laut. Es näherte sich unser Auswärtsspiel beim längst ausgestorbenen HSV-Dinosaurier. Auch hier kündigte die Hamburger Polizei eine Null-Toleranz-Schiene an und reagierte somit nicht gerade deeskalierend auf das sowieso angespannte Verhältnis zwischen Dynamofans und der Hamburger Polizei. Zur Erinnerung: Beim Spiel der schwarz-gelben Kicker am Millerntor im Dezember 2018 folgte auf das Fehlverhalten einiger Dynamofans ein Polizeieinsatz, der aus unserer Sicht völlig orientierungs- und planlos war. Pfefferspray und Schlagstock wurden damals gegen alles und jeden eingesetzt. Das Ergebnis waren mehrere Ingewahrsahmnahmen und eine große Zahl noch immer laufender Gerichtsverfahren gegen Dynamofans. Das Spiel beim HSV stand daher nicht gerade unter einem guten Stern. Einige Hamburger Boulevardblätter fantasierten schon im Vorfeld über hereinbrechende Hooliganhorden in der Hansestadt. Die Polizei rüstete am Spieltag typisch freiheitlich hanseatisch auf und so standen neben dutzenden Hundertschaften auch Wasserwerfer und Räumpanzer bereit. Ein Fanmarsch, welcher von einem Einkaufszentrum zum Volkspark zog, zeigte, wie dünn die Reißleine zur Eskalation auf Seiten der Hamburger Polizeieinsatzleitung war. Nachdem ein pyrotechnischer Gegenstand gezündet wurde, bezogen sofort BFE-Einheiten und oben genannte Einsatzgeräte Stellung und stoppten den Marsch. Nur durch das deeskalierende Verhalten der Dresdner Fans konnte der Fanmarsch schließlich fortgesetzt werden. Am Einlass folgte für einen ehemaligen Bundesligisten unwürdigste Bedingungen. Im Stadion selbst zeigten die Schlachtenbummler der SGD eine der größten Bengalenshows bei einem Auswärtsauftritt unserer Mannschaft, welche sogar im Nachgang die Debatte in der bundesdeutschen Medienwelt über die Frage nach der Legalisierung von Pyrotechnik wieder anheizte. Beim Abmarsch der Fans nach dem Spiel kam es leider zu einem äußerst tragischen Vorfall, der uns ‑und vor allem die Angehörigen- nach wie vor stark beschäftigt. Genauer können und wollen wir an dieser Stelle aus Respekt vor den Angehörigen und aufgrund eines laufenden Verfahrens nicht werden.
Gefahrenabwehr in Duisburg und Darmstadt
Auch vermeintlich kleinere Auswärtsspiele wurden durch polizeiliche Maßnahmen für viele mitgereisten Dynamofans zu einer Zerreißprobe. “Im Rahmen der Gefahrenabwehr” sollte das letzte Spiel des Jahres 2018 in Duisburg ein besonderes werden. Aufgrund einer vorausgegangen kleinen Rangelei einzelner Dynamofans mit dem Ordnungsdienst am Einlass des Wedaustadions erfolgte die Kesselung und der Ausschluss von etwas mehr als 250 Dynamofans vom Spiel. Die Polizei in Nordrhein-Westfalen zeigte erneut ihre bürgerrechtsfeindlichen Zähne und ließ später über deren Medien verlauten, dass dies ein geplanter Sturm des Stadions gewesen wäre, um pyrotechnische Gegenstände ins Stadion zu bringen. Gefunden wurde allerdings bei den betroffenen Dynamofans nichts. Stattdessen durfte man mit Sicht auf das Stadionäußere im Nieselregen warten bis man zur persönlichen Kontrolle abgeholt wurde. Die schwarz-gelben Anhänger, welche schon im Gästeblock auf die aktive Fanszene warteten, zeigten sich solidarisch, versuchten den Block zu verlassen, was ihnen allerdings aufgrund polizeilicher Gegenwehr untersagt wurde, und somit schwiegen sie die komplette Spielzeit. Vor Ort waren wir, die Schwarz-Gelbe Hilfe, leider erst einmal machtlos, doch wir werden sehen, was die juristische Überprüfung im Nachgang bringen wird. Ähnliches Schicksal erlitten die Insassen von vier Kleinbussen nach dem Spiel beim SV Darmstadt: Die eingesetzten hessischen Polizeibeamten versuchten krampfhaft ein textiles Beweismittel zu finden, welches zuvor ihren Dienstherren Peter Beuth (hessischer Innenminister mit CDU-Parteibuch) als Sohn eines Freudenmädchens beleidigte. Hintergrund des Spruchbandes war der völlig überzogene Polizeieinsatz seines gehorsamen Fußvolkes am Rande des Europapokalspiels der Frankfurter Eintracht gegen Shakhtar Donetsk und die Durchsuchung des Choreomaterials nach einem Spruchband, welches ihn als einen “Ficker” bezeichnet haben soll. Auf dem Darmstädter Gästeparkplatz konnte der Tatgegenstand allerdings trotz stundenlanger Durchsuchungen nicht gefunden werden, Ermittlungen wegen Beleidigung Peter Beuths sind uns bisher ebenfalls nicht bekannt. Auch hier geht ein Dank an die wartenden Dynamofans, die sich solidarisch mit den betroffenen Fußballfans zeigten.