Kom­men­tar zum Kar­ten­vor­ver­kauf für das Aus­wärts­spiel in Kaiserslautern

26 Apr 2014 | Repression

Auch für uns ist die Ver­ga­be­pra­xis der Kar­ten für den Gäs­te­block beim Aus­wärts­spiel in Lau­tern abso­lut indis­ku­ta­bel. Das Aus­set­zen der 10%-Regel und die gezwun­gene Abho­lung der Ein­tritts­karte an einem dik­tier­ten Ort für alle Dyna­mo­fans sind nur zwei Bei­spiele, warum die­ses Prin­zip hof­fent­li­che keine Blau­pause für zukünf­tige soge­nannte “Risi­ko­spiele” ist. Momen­tan tas­ten wir die recht­li­che Seite ab, um die­ser Maß­nahme Ein­halt zu gebie­ten. Wäh­rend­des­sen haben die Fan­in­itia­tive 1953international und die Inter­es­sen­ge­mein­schaft “Per­spek­tive FCK” die Situa­tion sehr gut kom­men­tiert. In Abspra­che mit bei­den Insti­tu­tio­nen fin­det ihr hier im Anschluss deren Texte.

1953International zur Kartenvergabe:

Viele Dynamo-Fans, die heute mor­gen die VVK-Infos unse­res Ver­eins zum wich­ti­gen Aus­wärts­spiel in Kai­sers­lau­tern gele­sen haben, wer­den scho­ckiert gewe­sen sein. Die Behör­den in Rheinland-Pfalz haben in Zusam­men­ar­beit mit dem 1. FC Kai­sers­lau­tern Maß­nah­men aus­ge­han­delt, die wohl für mehr Sicher­heit vor den anrü­cken­den Dresd­nern sor­gen sollen.

Ja, es kam im ver­gan­ge­nen Jahr in der Pfalz zu Aus­schrei­tun­gen und mas­si­ven Fehl­trit­ten von Anhän­gern der SGD, die nicht akzep­ta­bel sind. Dass etwa Busse mit Fami­lien, wel­che unsin­ni­ger­weise vom Sta­dion in die Stadt direkt an den vor­bei­lau­fen­den Dynamo-Fans vor­bei geführt wor­den sind, ange­grif­fen wer­den und teil­weise noch ver­sucht wurde, einen älte­ren K’lautern-Fan aus dem Bus zu zer­ren, ist äußerst bedau­er­lich. Wäh­rend in der letz­ten Sai­son auch die voll­kom­mene Über­for­de­rung der Sicher­heits­kräfte zu die­sen Vor­fäl­len bei­trug, dach­ten sich die Ver­ant­wort­li­chen dies­mal offen­sicht­lich, dass sie gleich eine Reihe von Fan­rech­ten aus­he­beln müs­sen, um Aus­schrei­tun­gen „vor­zu­beu­gen“.

So wird es die­ses Jahr nur noch 2.333 Kar­ten für den Gäs­te­be­reich geben. Das sind gerade ein­mal 4,7% der Gesamt­ka­pa­zi­tät des Fritz-Walter-Stadions. Laut den DFL-Regularien sind min­des­tens 10% des Gesamt­kon­tin­gen­tes des Gäs­te­fans zur Ver­fü­gung zu stel­len. Aus­nah­men bestehen nur „bei Spie­len mit erhöh­tem Risiko in beson­de­ren Aus­nah­me­fäl­len unter Dar­le­gung der Gründe gegen­über DFB und DFL in Abspra­che mit den Sicher­heits­kräf­ten unter Berück­sich­ti­gung der Ein­schät­zung des Gast­ver­eins“ (Antrag 14 des DFL-Sicherheitspapiers vom 12.12.2012). Gerade die­ser letzte Punkt scheint in der Ent­schei­dungs­fin­dung aber keine Rolle gespielt zu haben, denn wenn man den Ver­laut­ba­run­gen unse­res Ver­eins auf sei­ner facebook-Seite Glau­ben schen­ken möchte, hat die­ser die­ses Kon­zept hin­ter­fragt und kri­ti­siert, jedoch ohne Erfolg. Dass dann aber noch nicht ein­mal 5% des Kon­tin­gen­tes frei­ge­ge­ben wer­den, ist an Dreis­tig­keit vie­len Dynamo-Fans gegen­über, wel­che aus ver­schie­dens­ten Grün­den nicht um Punkt 10 Uhr an einem Wochen­tag ein­fach mal so eine Karte erwer­ben kön­nen, nicht zu über­bie­ten. Es ist gera­dezu naiv vom 1. FCK und den Behör­den zu glau­ben, dass sich am Ende nur die ange­peilte Schnaps­zahl von 2.333 Dynamo-Fans im Sta­dion ver­lau­fen wer­den. Viele Fans wer­den sich auf­grund der sport­li­chen Kon­stel­la­tion (hof­fent­lich geht es für uns noch um den direk­ten Klas­sen­er­halt), im Vor­feld oder am Tag selbst mit Kar­ten für den Heim­be­reich eindecken.

Des Wei­te­ren wer­den noch nicht ein­mal die Ein­tritts­kar­ten selbst ver­kauft, son­dern nur Wert­mar­ken, wel­che an einem von meh­re­ren Gäs­te­park­plät­zen gegen die eigent­li­che Ein­tritts­karte getauscht wer­den kann. Das hier­bei Zug­fah­rer fast 2 Kilo­me­ter durch die Stadt zu besag­tem Mes­se­platz lau­fen müs­sen und auch der Bus­park­platz direkt am Sta­dion weg­fällt, hat die Poli­zei wohl über­se­hen. Das Kon­zept und seine Fol­gen ist beson­ders dann inter­es­sant, wenn über 2.000 Men­schen nach über 7 Stun­den Fahrt unge­fähr zur glei­chen Zeit ihre Karte ein­tau­schen möch­ten und hier­für stu­den­ti­sche Hilfs­kräfte aus dem soge­nann­ten „Ticke­ting“ von Kai­sers­lau­tern all die Anfra­gen bear­bei­ten müs­sen. Es ist gera­dezu naiv anzu­neh­men, dass sich alle Fans brav in die­ser Reihe anstel­len und auf ihre bereits recht­mä­ßig erwor­be­nen Kar­ten noch ein zwei­tes Mal warten…

Auch beim Trans­port zum Sta­dion haben die Behör­den und der 1. FCK in die ganz große und „alt­be­währte“ repres­sive Trick­kiste gegrif­fen. Statt direkt zum Sta­dion zu lau­fen, müs­sen die Dynamo-Fans erst ein­mal in einen gro­ßen Shut­tle­bus gestopft wer­den und vom Mes­se­park­platz zum Sta­dion gefah­ren wer­den. Wer unsere Fan­szene kennt, weiß, das Shuttle-Busse sich gene­rell nicht der größ­ten Beliebt­heit erfreuen und gleich gar nicht bei den zu erwar­ten­den früh­lings­haf­ten Tem­pe­ra­tu­ren. Jeder hat im Schacht sehen kön­nen, dass Fans immer lau­fen kön­nen und wer­den, wenn sie wollen.

Nun sind ver­gleich­bare repres­sive Keu­len beim Vor­ver­kauf für die Aus­wärts­fah­rer unter uns nichts neues mehr. Doch gerade wir, die viele Jahre nicht im Pro­fi­fuß­ball zugange waren, soll­ten diese Vor­ge­hens­wei­sen nie­mals akzep­tie­ren! War zu Oberliga‑, Regionalliga- und teil­weise heute zu Zweit­li­ga­zei­ten noch üblich, dass die Gäs­te­fans am Schal­ter vor dem Gäs­te­block die Kar­ten voll­kom­men unpro­ble­ma­tisch erwer­ben und vor­her noch durch die Stadt bum­meln konn­ten, wird jetzt ein rie­si­ger Auf­wand mit Mitglieder-PIN, Vou­ch­er­sys­tem, Shut­tle­bus­sen und Gäs­te­kon­ti­gen­tie­rung betrie­ben, um Aus­schrei­tun­gen zu ver­hin­dern, die durch die Sinn­lo­sig­keit sol­cher Maß­nah­men nur beför­dert wer­den. Oder glaubt tat­säch­lich jemand, dass stän­dige Gän­ge­lung zu einer Ent­span­nung im Ver­hält­nis zwi­schen Fans und Poli­zei bei­tra­gen kann?

Wir Fans der SG Dynamo Dres­den soll­ten es als unsere Pflicht ver­ste­hen, diese Metho­den anzu­pran­gern und zu kri­ti­sie­ren. Ansons­ten wird in Zukunft jedes Aus­wärts­spiel unse­res Ver­eins zu einer ein­zi­gen büro­kra­ti­schen Qual, ein Blick ins Nach­bar­land Polen sollte uns eine War­nung sein!

Quelle: www.1953international.de
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Per­spek­tive FCK zur Kartenvergabe:

Am kom­men­den Wochen­ende steigt das Heim­spiel unse­res 1.FC Kai­sers­lau­tern e.V. gegen Dynamo Dres­den. Für uns geht es wahr­schein­lich noch um den Auf­stieg und für Dynamo Dres­den um den Über­le­bens­kampf in Liga 2.

Über­ra­schen­der­weise wurde der Vor­ver­kauf für Fan­clubs, Mit­glie­der und Dau­er­kar­ten­in­ha­ber durch den FCK erst sehr spät gestar­tet. Ein freier Vor­ver­kauf fin­det offen­bar über­haupt nicht statt. Wer einen Blick in den Ticket­shop wirft, stellt jedoch sehr schnell fest, dass die­ses Spiel noch nicht aus­ver­kauft ist.

Um so mehr ver­wun­derte daher diese Woche die Mel­dung aus Dres­den, dass man vom FCK ledig­lich ein Kon­tin­gent von ca. 2.300 Kar­ten zuge­spro­chen bekom­men habe. Damit erhält Dres­den ledig­lich 4,7% des regu­lä­ren Kar­ten­kon­tin­gents. Nor­ma­ler­weise ste­hen den Gäs­te­fans laut DFL-Regularien indes­sen 10% der ver­füg­ba­ren Tickets zu (In Kai­sers­lau­tern also ca. 5.000 Tickets). Zudem müs­sen die Dres­de­ner Anhän­ger zunächst Vou­ch­ers kau­fen (für die Mit­glieds­aus­weis und Mitglieder-PIN benö­tigt wer­den), die dann erst am Spiel­tag in Kai­sers­lau­tern – mit einem damit ver­bun­de­nen Bus­shut­tle zum Gäs­te­block vom Mes­se­platz aus – umge­tauscht wer­den können.

Man ver­sucht so von Sei­ten der Poli­zei und des Ver­eins ein Sicher­heits­kon­zept zu sug­ge­rie­ren, das in die­ser Form aber wohl zu noch mehr Unmut und Chaos am Spiel­tag füh­ren könnte. Dass Dynamo eine große und rei­se­freu­dige Fan­ge­mein­schaft hat und auch immer wie­der durch “Pro­blem­fans” in die Schlag­zei­len kommt, konn­ten wir in Kai­sers­lau­tern ver­gan­gene Sai­son haut­nah erle­ben, als es neben einem ver­such­ten Ein­gangs­sturm nach dem Spiel zu Angrif­fen eini­ger Ran­da­lie­rer auf die P&R‑Busse mit erheb­li­chen Sach­schä­den kam.

Hier­bei ver­wen­de­ten die bis heute nicht ermit­tel­ten unbe­kann­ten Täter Gegen­stände als Wurf­ge­schosse und Schlag­in­stru­mente, die zum Teil aus einer unge­si­cher­ten Bau­stelle stamm­ten und zum Teil aus Fla­schen, die vor­her vom Ord­nungs­amt ein­ge­sam­melt wor­den waren und vor Spie­lende nicht abtrans­por­tiert wur­den. Schon in der ver­gan­ge­nen Sai­son hatte man gehofft, alles unter Kon­trolle zu haben, indem man die Busse der „Ultras” abge­fan­gen und direkt zum Sta­dion gelei­tet hat. Wie sich gezeigt hat, sind die Pro­bleme jedoch weit­aus komplexer.

Aktu­ell setzt der FCK nun als einer der ers­ten Ver­eine das umstrit­tene neue Sicher­heits­kon­zept der DFL um. Gerade die von Sei­ten vie­ler Fans äußerst kri­tisch gese­hene so ermög­lichte Redu­zie­rung des Gäs­te­kon­tin­gents bei Risi­ko­spie­len kommt nun in Kai­sers­lau­tern erst­mals zur Anwen­dung – obwohl der Vor­stand­vor­sit­zende Ste­fan Kuntz nach der Ver­ab­schie­dung des Papiers noch im Dezem­ber 2012 ver­spro­chen hatte: „Bei uns in Kai­sers­lau­tern ändert sich nichts!”

Auf­grund der letzt­jäh­ri­gen Erfah­run­gen mögen viele FCK-Fans nun der Mei­nung sein, dass es nur recht und bil­lig ist, dass “diese Ran­da­lie­rer” nur einen Teil der Kar­ten zuge­spro­chen bekom­men. Aller­dings sollte man die Ange­le­gen­heit etwas dif­fe­ren­zier­ter betrach­ten, wie Sebas­tian Scheff­ler, 1. Vor­sit­zen­der der Per­spek­tive FCK, zu beden­ken gibt: „Solange man selbst nicht betrof­fen ist, denkt man viel­leicht noch ‘Rich­tig so!’, aller­dings sit­zen wir alle im sel­ben Boot. Was heute Dres­den in Kai­sers­lau­tern pas­siert, kann uns genau so schnell tref­fen beim nächs­ten Derby in Saar­brü­cken, Mann­heim, Karls­ruhe, Frank­furt oder Mainz!”

Wie der Per­spek­tive FCK sei­tens Dynamo Dres­den mit­ge­teilt wurde, hatte Dynamo zuvor Ein­spruch gegen die Redu­zie­rung des Gäs­te­kon­tin­gents erho­ben. Die­ser Ein­spruch blieb jedoch unge­hört – was noch ein­mal ver­deut­licht, wie viel das im Sicher­heits­kon­zept vor­ge­se­hene Ein­spruchs­recht tat­säch­lich wert ist.

Wer sich etwas genauer mit der Fan­szene von Dres­den beschäf­tigt, weiß, dass diese immer und über­all ver­tre­ten ist – auch wenn es wie bei­spiels­weise vor zwei Jah­ren in Frank­furt kei­ner­lei Gäste­ti­ckets gibt. Auch damals war Dres­den dort mit über 1.000 Fans ver­tre­ten, die sich im gesam­ten Sta­dion verteilten.
An die­ser Stelle zeigt sich nun auch die beson­dere Pro­ble­ma­tik des aktu­ell noch bestehen­den Spon­so­ren­ver­tra­ges des FCK mit “Viagogo”.

Da der FCK zur Abgabe von Tickets an Viagogo ver­pflich­tet ist, sind somit Tau­sende von Ein­tritts­kar­ten auf die­sem Weg für Jeder­mann frei zu erwer­ben. Es ist daher auch davon aus­zu­ge­hen, dass sich sehr viele Dres­de­ner mit wei­te­ren Tickets für die Nord‑, Süd- und Ost­tri­büne ein­de­cken wer­den. Diese Dres­de­ner Fans könn­ten so nahezu über das ganze Sta­dion ver­teilt sein und könn­ten sich dar­über hin­aus – ent­ge­gen den Pla­nun­gen – frei rund um das Sta­dion bewegen.

Andreas Hen­sel, Vor­stand­mit­glied der vor kur­zem neu gegrün­de­ten Rot-Weißen Hilfe Kai­sers­lau­tern, merkt hierzu an: „Die Vor­gabe der Anrei­se­wege und der Zwang zum Umtausch der Vou­ch­ers in Tickets wie in die­sem Fall ist ein wei­te­rer Schritt zur Beschnei­dung von Bür­ger­rech­ten. Man kann sogar von einem ‘Han­no­ver Light Modell’ spre­chen, ähn­lich wie es vor eini­gen Wochen beim Derby Braun­schweig – Han­no­ver ange­wen­det wurde.”

Ob das Kon­zept wirk­lich für mehr Sicher­heit sor­gen kann, bezwei­felt Sebas­tian Scheff­ler: „Durch das redu­zierte Gäs­te­kon­tin­gent ver­schenkt der FCK nicht nur viel Geld, son­dern zieht auch den Unmut vie­ler Fans auf sich. Dazu kommt noch eine schlechte bzw. gar keine Kom­mu­ni­ka­tion des Ver­eins bezüg­lich der Ver­ga­be­pra­xis der Ein­tritts­kar­ten. Gerade der Ver­kauf der Tickets über Viagogo könnte uns noch Pro­bleme berei­ten. Es zeigt sich daher ein­mal mehr, dass die Mit­glie­der im Dezem­ber auf der Jah­res­haupt­ver­samm­lung zurecht dem Vor­stand die Emp­feh­lung mit auf den Weg gege­ben haben, den Viagogo-Deal nicht zu verlängern!”

Quelle: Per­spek­tive FCK

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